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Informatik am Lessing:
zweiunddreißig Jahre Erfolgsgeschichte

Beitrag der Fachgruppe Informatik
für die Festschrift anlässlich des 100-jährigen Schuljubiläums
im Jahr 2010



Als das Lessing 1910 gegründet wurde, war an Informatik noch nicht zu denken. Pferdefuhrwerke bestimmten das Straßenbild, der erste Motorflug lag gerade mal 6 Jahre zurück und Stadt und Schulgebäude waren noch nicht elektrifiziert (das Stromnetz wurde erst in den 1920-30er Jahren flächendeckend ausgebaut). Erst ab ca. 1940 wurden Theorien und erste Prototypen zur automatischen Datenverarbeitung entwickelt; noch 1947 Jahre schätzte der damalige IBM-Chef den weltweiten Bedarf an Computern auf höchstens fünf bis sechs Stück!

1949 erschien der erste Rechner mit der noch heute gültigen von-Neumann-Architektur; 1952 gab es mit XOX bzw. Tic-Tac-Toe das erste Computerspiel (natürlich noch ohne Grafik, sondern mit Zahlen und Text) und allmählich wurden „Elektronengehirne" auch für kaufmännische Aufgaben verwendet und zogen ab ca. 1960 zunehmend in Behörden und Firmen ein. Dort füllte eine EDV-Anlage meist mehrere große Räume, benötigte Unmengen Strom und konnte am Tag vielleicht 2 Stunden lang zum Arbeiten genutzt werden; in der restlichen Zeit waren Prüfläufe und Wartung angesagt. Die Rechenleistung des gesamten, Milliarden Dollar teuren Houston Kontrollzentrums während der ersten Mondlandung 1969 wird heute von jedem einfachen Netbook für 300 Euro um ein Vielfaches übertroffen!

Die Fortschritte der Transistortechnik und erste integrierte Schaltkreise ermöglichten ab ca. 1970 erste einfache Taschenrechner; ein wissenschaftlicher Taschenrechner mit Wurzel-, Sinus- und Potenztasten und 6 Klammerebenen wurde 1973 für 1250 DM verkauft. Seine Akkuladung hielt etwa für eine halbe Stunde Rechenzeit. Ständige Verbesserungen bei sinkenden Preisen führten aber bald dazu, dass ab 1979/1980 am Lessing das Rechnen mit Logarithmentafel und Rechenschieber aus dem Lehrplan gestrichen wurde und statt dessen elektronische Taschenrechner (die zunächst leihweise ausgegeben wurden, weil man Schülerinnen und Schülern bzw. ihren Eltern die immer noch rund 100 DM für ein Gerät nicht zumuten wollte) Einzug in den Mathematik- und Physik-Unterricht hielten.

Etwa um 1976 hatte das Lessing auch einen ausgemusterten, lochstreifengesteuerten Computer (Diehl alphatronic) erhalten, der allerdings nie wirklich fehlerfrei lief. Etwa 1977-78 wurde der Lochstreifenrechner dann durch die kleiderschrankgroße Dietz in Raum 404 abgelöst, an die zunächst zwei -- später 4 -- Terminals angeschlossen waren, die sich die 64 kB Hauptspeicher teilten. Die tortenhaubengroße Wechsel-Festplatte fasste 4 MB. Hier konnte man in Fortran, Basic und nachher sogar in Pascal beliebige Programme am Terminal eingeben und praktisch online testen! Der Informatikunterricht, der damals aufkam, fand in normalen Klassenraum mit Tafel und Kreide statt. Wer dort im Heft einen Algorithmus fertig hatte, konnte -- nachdem Mitschüler und Lehrer überzeugt waren, dass er funktionieren könnte -- kurz in den Raum 404 wechseln und die Idee ausprobieren. Mit der Dietz waren 1985 übrigens noch anlässlich des 75-jährigen Schuljubiläums Einladungen gedruckt worden: um den Fortschritt am Lessing zu dokumentieren extra in der damals computerüblichen Druckschrift aus gleichbreiten Zeichen auf grün-weißem Endlospapier mit Randlochung.



Die Computer-Neuzeit begann aber nicht mit den Mainframes, sondern mit einigen Tandy/RadioShack-TRS80-Tischcomputern, die mit 16 kB Hauptspeicher und einem CPU-Takt von 1,7 MHz ausgestattet, seit 1979 eher unauffällig hinten im Physiksaal standen und mit den Betriebssystemen Trsdos und Newdos Vorläufer der heutigen PCs waren. Endlich konnten Schülerinnen und Schüler wirklich selbst an einer eigenen Arbeitsstation in Basic, später (nach Aufrüstung auf 64 kB und unter CP/M) sogar in Turbo-Pascal nicht nur Berechnungen, sondern auch Spiele, kaufmännische Anwendungen, Textverarbeitung oder den Biorhythmus frei programmieren. Auf dem Bildschirm konnten 16 Zeilen à 64 Zeichen in grüner Schrift auf schwarzem Grund dargestellt werden und es war sogar eine einfache Klötzchengrafik möglich. Das Speichern oder Laden eines zwanzigzeiligen Programms (viel mehr passte gar nicht in den Hauptspeicher) auf oder vom handelsüblichen Kassettenrekorder dauerte 1980 zwar 3 Minuten, war aber für damalige Verhältnisse (und auch im Vergleich zu Firmen-Großrechnern) begeisternd schnell.

Die allgemeine Entwicklung inspirierte die Lehrerinnen und Lehrer Frau Kohlgrüber, Herrn Hilger und vor allem Herrn Seitz zur Entwicklung von Informatik-Konzepten, die weit über die damals in Schulbüchern allenfalls vorgeschlagenen Numerikprobleme hinaus gingen: In großem Wurf und mit Erfolg wurde versucht, hinter wechselnden Sprachen und rasanter Verbesserung der Technik den informatorischen Kern der neuen Wissenschaft zu isolieren und längerfristig gültige Entwurfs- und Programmierparadigmen zu erkennen, aufzuzeigen und schulgerecht als neue Grundkompetenzen zu vermitteln.

Das ab 1978 zunächst mit den Leistungskursen Mathematik und Physik eingerichtete Mathe-Kolleg belohnte das diesbezügliche Engagement von Herrn Seitz dann im Rahmen des Kollegschulversuchs mit der Chance, ab 1983 Informatik als Leistungskurs einzuführen (während an Gymnasien Informatik noch gar nicht als Schulfach zugelassen war): 1986 machten die ersten Lessing-Schüler Abitur mit dem Leistungsfach Informatik! Parallel dazu hatten sich die Lessing-Lehrer weiter qualifiziert. Weil es auch an den Hochschulen und Universitäten das Fach früher nicht gegeben hatte, haben Herr Hilger und Herr Heidemeyer zusätzliche mehrjährige Fortbildungen und die Herren Seitz, Krell und Paul neben dem Unterricht sogar ein nachträgliches Informatik-Studium mit dem Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen.



Im Rückblick weckt die Zeit vor 1990 nostalgische Gefühle: Vernetzung oder gar das Internet gab es noch nicht (wenngleich vereinzelt per Telefonmodem Software von Mailboxen geladen werden konnte). War ein damals üblicher 286er PC mit seiner 20 bis 33 MB großen Festplatte ‚zerschossen', so lies sich der Rechner komplett -- angefangen vom Betriebssystem MS-Dos und Windows 3.1 bis zur schulüblichen Softwareausstattung mit Turbo-Pascal 5 bzw. 5.5 -- innerhalb von 5 bis 10 Minuten von 3 Disketten neu aufsetzen. Der ungleich höhere, nach wie vor von den Lehrerinnen und Lehrern nebenbei zu leistende Adminstrieraufwand heutiger Netze (der in den letzten Jahren vor allem von Herrn Paul geleistet wird) lies sich noch nicht absehen. Schülerinnen und Schüler waren in der Pionierzeit besonders stark engagiert und viele gründeten z.T. während der Schulzeit oder direkt danach eigene Softwareunternehmen.



In den nächsten paar Jahren breiteten sich Computer in Firmen und Haushalten rasant aus und bewirkten eine tiefgreifende Veränderung der Arbeitswelt, aber auch des Spiel- und Freizeitverhaltens. Die Zahl der Freaks im Lessing-Informatik-Unterricht nahm ab, im Mathe-Kolleg hielt sich aber die hohe Leistungsbereitschaft. Dank attraktiver Kurse -- nicht nur im Mathe-Kolleg (offiziell: Bildungsgang Allgemeine Hochschulreife mit Schwerpunkt Mathematik/Informatik), sondern auch im Gymnasium, im Bio-Kolleg und bei den BTAs -- wurden und werden nicht nur viele Schülerinnen und Schüler z.T. auch aus dem weiteren Umland angezogen, sondern konnte das Lessing mit Herrn Klein, Frau Armbrust und Herrn El Kasmi auch weitere, gut-ausgebildete und stark engagierte Informatik-Lehrerinnen und -Lehrer gewinnen. Während die meisten Gymnasien nur ein, höchstens zwei Informatiklehrkräfte haben, nimmt das Lessing hier seit 30 Jahren einen unangefochtenen Spitzenplatz ein. Seit vielen Jahren gibt es an allen anderen Düsseldorfer Gymnasien oder Berufskollegs keinen regulären Informatik-Leistungskurs mehr. Nachdem das Lessing einige Jahre (bis zum Abitur 2004) einen entsprechenden nachmittäglichen Zentralkurs angeboten hatte, ist dieser - jetzt am Geschwister-Scholl-Gymnasium angesiedelte - überschulische Kurs die einzige Möglichkeit, außer am Lessing in Düsseldorf Informatik als Leistungsfach zu belegen.

Das in Nordrhein-Westfalen ab 2007 (im Berufskolleg schrittweise ab 2008) eingeführte Zentral-Abitur hat - mit seinen (zu) hohen Vorgaben für den Grundkurs - zudem bewirkt, dass sich kaum noch ein Gymnasium Informatik als 3. Fach zutraut und anbietet. Der vielfältige Oberstufenunterricht am Lessing führte hingegen sogar dazu, dass in den letzten Jahren trotz der vergleichsweise vielen Fach-Lehrerinnen und -Lehrer, die allerdings auch noch in ihren anderen Fächern gebraucht wurden, leider immer Mal wieder in der Mittelstufendifferenzierung das Fach Informatik wegen Lehrermangels nicht angeboten werden konnte.



Das sehr gute Abschneiden insbesondere unseres Mathe-Kollegs bei den zentralen Prüfungen und vor allem die vielen positiven Rückmeldungen ehemaliger Lessing-Informatik-Schülerinnen und -Schüler aller Jahrgänge zeigen hingegen immer wieder, dass das Lessing in Informatik seit über 30 Jahren den richtigen Weg beschreitet und für die Zukunft bestens aufgestellt ist. Eine schönere Bestätigung der Arbeit in einem Schulfach ist kaum vorstellbar und entschädigt für die viele Mühe, in einem immer noch jungen, sich ständig weiter entwickelnden Fach mit laufenden technischen und konzeptionellen Neuerungen und ständig neuen Anforderungen immer wieder mit zu halten und sogar an der Spitze zu bleiben.



(Artikel zu "Lessing wird 100" im Herbst 2010)

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